Wie auch in anderen, in die Tradition eingebetten Übungssystemen wurde dieser innere Zugang früher streng geheim gehalten und nur an Familienmitglieder und ausgewählte Meisterschüler weitergegeben.
Die Vertiefungsstufen unterscheiden das tradierte authentische Übungssystem des Yangstils von Abwandlungen, Kurzfassungen und Variationen, die nur die äußere Tai Chi-Form lehren können.
In allen 6 Vertiefungsstufen werden die drei Teile der Form unter einem bestimmten Aspekt erneut „durchgearbeitet“ und verfeinert.
YIN-YANG-FORM
Das Tai Chi Symbol ist das vielleicht bekannteste chinesiche Symbol. Es zeigt die zwei großen regulierenden Kräfte der kosmischen Ordnung: Yin und Yang, die dunkle und die lichte, die negative und die positive, die weibliche und die männliche Kraft in vollkommener Harmonie. Mit Yin und Yang werden Eigenschaften, die allen Dingen innewohnen, symbolisiert – zwei verschiedene Aspekte eines Ganzen, in ständiger Wechselwirkung und Abhängigkeit voneinander.
Tai Chi Chuan ist auch eine Meditation über Yin und Yang. Die beiden polaren Kräfte gilt es zu erkennen und in Balance zu bringen. In der Yin- Yang-Form werden sie im Körper , in der Bewegung entdeckt. Oben-unten, rechts-links, außen-innen, steigen-sinken….in den Händen, in den Füßen, in der Bewegungsrichtung, im Atem, in der Selbstverteidigung….. alle Apekte der Bewegung tragen die beiden Eigenschaften, die yin und yang zugeordnet werden können.
Die Yin-Eigenschaften: Sinken, sich dem Boden und seiner tragenden Kraft anvertrauen, Nachgeben, Leerwerden, sind die Voraussetzungen für die Yang-Richtung: alle Aktivität, die sich nach außen, zum Himmel wendet, und die doch immer die Yin-Qualität in sich trägt. Die Form wird durch diese Auseinandersetzung für die Tai Chi Übenden klarer; der gleichbleibende Fluß der Bewegung erhält eine rythmische Struktur. Der Kreislauf der Energie (mit seiner Yin und Yang-Seite) wird angeregt. Die Übenden erfahren jetzt im Praktizieren der Form eine stärkere Verbindung untereinander.
Die Yin Yang-Stufe bildet die Grundlage für alle Vertiefungsstufen. Auf den in ihr bewußt gewordenen Prinzipien bauen alle folgenden Stufen auf.
CHI-FORM - DIE ARMSPIRALE
In der Chi-Form werden die Unterarme, deren spezieller Knochenaufbau zwei Drehrichtungen erlaubt, in Spiralen bewegt. Die natürliche Spiralbewegung des Chi wird dadurch vom Körper unterstützt und innen angesetzt.
Die Arme, der Schulterbereich werden „durchgearbeitet“ und geöffnet.
Die Bewegung wird dadurch feiner und gewinnt an Raum. Der energetische Austausch zwischen innen und außen beginnt durchlässiger zu werden.
Die Auseinandersetzung mit sich und mit Partnern erfährt durch das Spüren und den Einsatz der Chi-Kraft, die sich wesentlich von der Muskelkraft unterscheidet, eine neue Qualität.
ZENTRUMS-BEWEGUNG
Wesentliche Prozesse der Sammlung, Umwandlung und Verteilung der Energie finden dort statt, bzw. haben dort ihren Ursprung. In der Tai Chi- „Zentrumsbewegung“ wird jetzt das tan t´ien durch eine eigene , in vier Richtungen gehende Bewegung aktiviert. Der Körper wird durch den Ansatz im Zentrum als Einheit bewegt, die Bewegung wird zentriert, erhält ihre wirkliche Verbindung zum Boden und ihre eigenliche Kraft. Die Arme werden leicht und frei. Der Körper befindet sich nun, da alle Energiezentren übereinander ausgerichtet sind, im Lot. Das Chi kann auf seiner Bahn sinken und steigen.
KNIESPIRALE, HALSSPIRALE, INNERER ATEM
In den letzten Stufen des authentischen Yang-Stils wird die Stufe der Zentrumsbewegung erweitert und verfeinert.
Durch den Ansatz der Kniespirale in den Beinen erfährt die Verwur-zelung der Bewegung ihre Vervollkommnung: die Knie werden in jeder Bewegung „geöffnet“. Das Chi wird so in die Füße transportiert und das Zentrum weiter, sozusagen noch einmal von unten her, aktiviert.Die Halsspirale ist die feinste der Vertiefungsstufen, in welcher nur der Geist die Bewegung ansetzt.
Die Armspiale wird nun durch eine Spiralbewegung der Halswirbelsäule ergänzt, quasi zum Hals und Kopf hin verlängert. Hierdurch wird ein sehr wichtiges Prinzip des Tai Chi verwirklicht: das Prinzip des „Bogenspannens“, der Polarität in der Bewegung, die nur so ihre lebendige Spannung erhalten kann. Alle Spiralbewegungen, die zur gleichen Zeit in gegenläufige Richtungen ausgeführt werden, sind jetzt vervollständigt.
Der Körper ist somit weit geöffnet, alle energetischen Zentren wurden aktiviert (das obere im Kopfbereich, das mittlere im Brust-/Herzbereich, und das untere im Bauch), miteinander verbunden und wirken zusammen.
Der Körperraum ist für den inneren Atem (eine spezielle Atemweise) frei, der nun in einer letzten Vertiefungsstufe realisiert werden kann. Die Energie erhält dadurch ihre wirkliche, innere Antriebskraft. Ihre Wirkung wird um ein Vielfaches gesteigert.
Thomas Karthaus, Monika Mewes
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